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Aktionswoche Patientensicherheit, Teil 3: Interaktionen

Jedes Jahr werden etwa 20‘000 Menschen wegen Problemen mit den Medikamenten ins Spital eingeliefert. Mindestens ein Drittel dieser Fälle wäre mit geeigneten Massnahmen vermeidbar. Besonders heikel wird es, wenn sich Medikamente gegenseitig so beeinflussen, dass gefährliche Situationen entstehen.

 

Medikamente beeinflussen sich gegenseitig

Wenn mehrere Medikamente eingenommen werden, können sich diese leicht in die Quere kommen. Man nennt das Wechselwirkung oder Interaktion. Dies passiert auf vielfältige Art und Weise.

 

Wenn zum Beispiel das Antibiotikum Norfloxacin gleichzeitig mit Calcium eingenommen wird, bilden beide zusammen im Darm eine unlösliche „Verklumpung“. Das Antibiotikum wird nicht mehr ins Blut aufgenommen und kann nicht wirken.

 

Wenn das Antidepressivum Fluvoxamin gleichzeitig mit dem Muskeln entspannenden Mitteln Tizanidin genommen wird,  steigt der Blutspiegel von Tizanidin um das 30-fache und führt zum Koma. Das passiert, weil sein Abbau durch Fluvoxamin praktisch vollständig blockiert wird.

 

Das Psychosemittel Quetiapin verändert einen Teil des Herzschlags. Domperidon, ein Mittel gegen Erbrechen, tut dummerweise das Gleiche. Das Antidepressivum Citalopram ebenfalls. Mit allen dreien kann der Herzrhythmus so gestört werden, dass es plötzlich zu Kammerflimmern kommt, einer lebensbedrohlichen Situation.

Sorgfältige Beurteilung ist nötig

Diese drei Beispiele von Interaktionen zeigen, wie kompliziert diese sind. Man kennt zwar sehr viele typische Arten der Beeinflussung, zum Beispiel den Abbau, die Ausscheidung oder die Verstärkung von Nebenwirkungen. Im Einzelfall ist es aber schwierig zu beurteilen, wie gross oder spürbar der Effekt für die Patientin wirklich sein wird.

 

Logischerweise gibt es je mehr Interaktionen, je mehr Medikamente genommen werden. Auch die Höhe der Dosis hat wichtigen Einfluss. Bei vielen Interaktionen muss nicht eingegriffen werden. Bei besonders gravierenden Fällen oder wenn sich mehrere Interaktionen addieren, müssen der Arzt und Patient aber im Minimum auf das Risiko hingewiesen werden.

Interaktionen sind eine Kernkompetenz der Apotheker

In der Apotheke wird jede ärztliche Verordnung auf Interaktionen geprüft. Dank einem umfassenden Medikationsdossier kann dabei auch mit Medikamenten abgeglichen werden, die vorher vom gleichen oder einem anderen Arzt verordnet worden sind. Ein elektronisches System erkennt alle Interaktionen und listet diese auf.

 

Je nach Situation kann die Apothekerin den Arzt kontaktieren und eine Alternative vorschlagen, um den Patienten vor solchen Risiken zu schützen. Solche Hinweise sind bei Ärzten oft nicht sonderlich beliebt, doch es wäre eine sträfliche Verletzung der Sorgfaltspflicht, scheinbaren Details in der Medikation keine Beachtung zu schenken.

Auch bei der Abgabe rezeptfreier Medikamente wie Aspirin wird ebenfalls immer nach anderen Medikamenten gefragt, um auf der Hut vor Interaktionen zu sein.  So werden auch Gefahren in der Selbstmedikation vermieden.

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