Abschwellende Nasensprays ermöglichen es bei Schnupfen, frei atmen zu können. In einigen Fällen entwickelt sich aber ein ungewollter Langzeitgebrauch. Weshalb sich weitere Abklärungen lohnen und welche Möglichkeiten es zur Entwöhnung oder Behandlung gibt.
Helfer mit beschränkter Anwendung
Sprays und Tropfen gegen die verstopfte Nase enthalten meist die Wirkstoffe Xylometazolin, Oxymetazolin, Naphazolin sowie einige weitere. Da die abschwellende Wirkung von der Verengung der Blutgefässe des Nasenraums herrührt, bezeichnet man diese Wirkstoffgruppe als Vasokonstriktoren (von lateinisch vas = Gefäss und constringere = verengen).
Die normale Anwendungsdauer für diese Mittel beträgt etwa eine Woche - meistens heilt der Schnupfen in dieser Zeit ab. Nach dieser Zeit entsteht das Risiko eines Rebound-Effekts: Die Nase schwillt wenige Stunden nach der Anwendung bereits wieder zu. Dies führt zu einer körperlichen Abhängigkeit. Ohne weiteres Nachsprühen wären die Betroffenen nicht mehr in der Lage, frei zu atmen, besonders in der Nacht.
Langfristig kann es sein, dass sich das angeschwollene Gewebe der Nasenschleimhaut nicht mehr zurückbildet. In solch einem Fall muss das Gewebe operativ reduziert werden. Weitere Komplikationen sind Störungen des Geruchsinns, Austrocknung der Schleimhaut mit Nasenbluten sowie die sogenannte Stinknase: eine bakterielle Besiedlung sorgt für einen unangenehmen Geruch, der sowohl für den Betroffenen als auch das Umfeld wahrnehmbar ist.
Ursachen abklären
Insbesondere wenn sich bei einem Schnupfen nach einer Woche keine Besserung einstellt, sollte man mittels einer Abklärung der Ursache auf den Grund gehen. Eine ausgeprägte Neben- höhlenentzündung kann mit anderen Medikamenten (nicht zwingend Antibiotika!) behandelt werden.
Mögliche Ursachen für länger andauernde Beschwerden sind Allergien (z.B auf Pollen, Hausstaub-milben oder Haustiere), welche mit spezialisierten Mitteln behandelt werden können. Auch Temperaturwechsel, Zigarettenrauch, Duftstoffe sowie gewisse Medikamente können Schnupfen-symptome hervorrufen oder verstärken.
Weitere Ursachen sind Polypen, eine verkrümmte Nasenscheidewand und noch etliche mehr. Eine Untersuchung beim Haus- oder Hals-Nasen-Ohrenarzt bringt Klarheit, was genau für ein Problem sonst noch vorliegen könnte.
Manchmal benutzen auch Schnarcher den Nasenspray, um beim Schlafen besser Luft zu kriegen. Aber auch hier gibt es bessere Behandlungsmöglichkeiten, die mit dem Arzt diskutiert werden sollten.
Therapeutische Möglichkeiten
Wenn eine klare Ursache gefunden wird, soll diese entsprechend behandelt werden. Allergien oder Entzündungen können oftmals schon gut in der Apotheke behandelt werden, manchmal braucht es aber auch eine Überweisung an den Hausarzt oder Spezialisten, der weitere Untersuchungen durchführt. In solchen Fällen werden andere Medikamente verwendet, die auf das Problem zugeschnitten sind.
Manchmal wird aber keine eindeutige Ursache gefunden. In solchen Fällen hat sich der Nasenspray-Gebrauch schlicht verselbständigt und zu einer Abhängigkeit geführt. Es macht Sinn, dies möglichst bald anzugehen, um Spätfolgen zu vermeiden.
Einige dieser Massnahmen kann der Konsument selbst ausprobieren. Der Kontakt zur Apotheke kann aber helfen, das Vorgehen laufend zu optimieren.
1. "Abwechselnde Anwendung": Der Nasenspray wird jeweils nur in eine Nasenöffnung gesprüht. Wenn diese zuschwillt, wird die andere Seite "geöffnet". Diese Strategie eignet sich vor allem, wenn der Nasenspray drei mal täglich oder häufiger angewendet wird.
2. Nase immer gut befeuchten. Die Austrocknung der Schleimhaut sorgt für eine zusätzliche Reizung, die zum Anschwellen führt. Die regelmässige Anwendung von befeuchtenden Nasensprays oder Nasensalben (meist auf Kochsalzbasis, zum Teil mit Dexpanthenol oder Hyaluronsäure) deckt diesen Bedarf ab.
Hilfe dazuholen
Danach gibt es noch ausgefeiltere Methoden, um den Nasenspraygebraucht zu reduzieren. Hier lässt man sich am besten durch das Apothekenteam beraten und begleiten:
3. Nasenspray verdünnen: Der Nasenspray wird in eine Sprühflasche mit Schraubverschluss umgefüllt. Nach jedem Sprühstoss wird ein Tropfen 0.9%-ige Kochsalzlösung nachgefüllt, die man separat dazukauft. So wird der Nasenspray nach und nach verdünnt. Diese Methode erfordert ein wenig Geduld und Organistion, da man jederzeit den Nasenspray und ein Pipettfläschchen mit Kochsalzlösung bei sich haben muss. Alternativ kann man auch einen Nasenspray in "Kinderstärke" verwenden.
4. Kortison-Nasenspray: Obwohl Kortison häufig mit einem negativen Image behaftet ist, handelt es sich am Ende nur um einen starken Entzündungshemmer. Die lokale Anwendung als Nasenspray ist ein zuverlässiges Mittel bei verschiedenen Krankheiten des Nasen- und Nebenhöhlenraums. Es muss aber vorher zwingend eine Abklärung beim Arzt oder Apotheker stattfinden.
5. Alternative Mittel: Sogenannte hypertone Nasenspray (Basis Kochsalz oder Glycerin) sorgen bei Kontakt mit der Nasenschleimhaut für verstärkte Abgabe von Sekret. Auf diese Art wird eine Abschwellung erreicht. Da dies meist nur kurze Zeit vorhält, müssen diese hypertonen Sprays häufiger angewendet werden. Jedoch erzeugen sie keinen Gewöhnungseffekt und helfen auch, die Nase zu befeuchten. Sie können allein oder ergänzend angewendet werden.
Selbst bei schonendem Reduzieren des Nasensprays gibt es eine Phase, in der es trotzdem zur unangenehmen Verstopfung der Nase kommt. Insbesondere in der Nacht kann man sich damit behelfen, denn Kopfteil höher zu stellen, damit fällt das Atmen etwas leichter. Dieser Übergang kann eine, manchmal zwei Wochen dauern.
Und das Wichtigste: Vorbeugen
Um eine Abhängigkeit (oder erneute Abhängigkeit) zu vermeiden, sollte man sich in der Apotheke bei Unsicherheit beraten lassen: Ist dieses Mittel das Richtige für mein Problem, wie häufig soll ich es anwenden? Wenn sich die Beschwerden nicht bessern, sollte man in der Apotheke nach einer Alternative fragen oder um eine genauere Abklärung bitten.
Autor:
Florian Sarkar, eidg. dipl. Apotheker
Quellen:
Prodigy CKS 06/2015 "Allergic Rhinits"
Update Pharmacotherapy of allergic rhinits 04/2016
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