Abschwellende Nasensprays sind beliebt, um trotz Schnupfen frei atmen zu kommen. Im Normalfall sind diese Mittel gut wirksam und unbedenklich. Der Langzeitgebrauch aber bringt ernsthafte Probleme mit sich. Weshalb da so ist und was man dagegen unternehmen kann, erfahren Sie hier.
Die 7-Tage-Regel
Nicht länger als sieben Tage ist ein Anwendungshinweis, den man in der Apotheke sehr häufig zu hören kriegt. Dies hat gute Gründe.
Bei Schnupfen werden die Blutgefässe in der Nasennebenhöhlen durchlässiger, damit Immunzellen besser in das angegriffene Gewebe können. Dadurch wird aber auch mehr Wasser aus dem Blutgefäss ins umliegende Gewebe gepresst - die Nase schwillt zu, das Atmen fällt schwer. Abschwellende Nasensprays (z.B. mit Xylometazolin, Naphazolin und ähnlichen Stoffen) verengen die Blutgefässe, sodass die Schwellung zurückgeht.
Allerdings kann es hierbei zu einer Gewöhnung bzw. zu einem "Rebound" kommen. Dies geschieht ungefähr nach sieben Tagen, bei häufigem Gebrauch auch früher. Die Blutgefässe schwellen schneller wieder an, für die gleiche Wirkung muss häufiger nachgesprüht werden. Privin war der erste Nasenspray, bei dem diese Gewöhnung sehr ausgeprägt war, denn in Packungsbeilage wurde eine "mehrmals tägliche" Anwendung empfohlen. Daher nennt man die dadurch entstehende Abhängigkeit auch "Privinismus".
Warum passiert das?
Da ein Schnupfen meist innert einer Woche wieder ausheilt, ist das Einhalten dieser sieben Tage kein Problem. Besteht das Problem länger, so ist die Krankheit wohl etwas stärker (z.B. eine Nebenhöhlenentzündung), oder aber es handelt sich gar nicht um einen Schnupfen.
Bei einer Nebenhöhlenentzündung muss schnellstens auf ein anderes Mittel umgesattelt werden, zum Beispiel hypertone Sprays oder solchen auf Kortison-Basis. Sie ermöglichen es, den abschwellenden Spray schnell abzusetzen.
So kann eine Allergie gegen Pollen oder Staub sehr ähnliche Beschwerden machen. Jedoch sind abschwellende Sprays hier die falsche Therapie, hier kommen antiallergische Medikamente um Einsatz.
Zudem können noch weitere Krankheiten hinter einer Blockierung der Nase stecken, zum Beispiel eine vorbestehende Fehlstellung der Nasenscheidewand oder Polypen. Solche Erkrankungen können nur durch einen Besuch beim Hausarzt oder HNO-Spezialisten erkannt werden.
Was sind die Folgen?
Abgesehen davon, dass Betroffene ständig Nasenspray anwenden müssen, um frei atmen zu können, hat die sogenannte Rhinitis medicamentosa auch noch andere Folgen.
Die Gefässerengung und zum Teil auch in Sprays enthaltenen Konservierungsstoffe trocknen die Nasenschleimhaut aus. Dies verstärkt die Reizung sowie auch die Anfälligkeit für weitere Viren oder Bakterien. Die Austrocknung beschleunigt den Teufelskreis der Schwellung und darauf folgenden Anwendung eines Nasensprays. Auch Nasenbluten kann eine Folge sein.
Eine solche Folgeinfektion kann die sogenannte "Stinknase" sein, eine bakterielle Infektion, bei der der Betroffene auch für seine Umgebung spürbar unangenehm riecht.
In extremen Fällen kommt es zu Geschwüren in der Nase und zum Verlust des Geruchssinnes.
Wie vorbeugen?
Neben der Einhaltung der Anwendungsfrist kann einem Rebound vorgebeugt werden, indem der Spray jeweils nur in eine Nasenöffnung gleichzeitig gesprüht wird. Dadurch braucht man weniger Anwendungen. Eine bis drei Anwendungen pro Tag an der gleichen Nasenöffnung sind unproblematisch, bei häufigerem Sprühen kommt es eher zu einem Rebound.
Ausserdem macht die Kombination mit einem befeuchtenden Mittel wie Nasensalben oder Meersalz-Spray Sinn, um Austrockung und damit zusätzliches Zuschwellen zu vermeiden.
Alternativ zu gefässverengenden Nasensprays gibt es auch noch sogenannte hypertone Sprays. Durch eine überhöhte Konzentration von Salz oder Glycerin wird Gewebswasser aus der Schwellung "herausgezogen". Die Anwendung kann ein wenig brennen und es muss häufiger gesprüht werden als bei den gefässverengenden Sprays. Es gibt jedoch keine Abhängigkeit.
Wie kommt man los?
Zu beachten ist, ob eine behandlungsbedürftige Grunderkrankung besteht oder sich "nur" der Gebrauch des Nasensprays verselbständigt hat. Behandelt man die Grunderkrankung richtig, so erledigt sich das Problem von selbst.
Andernfalls ist das Ausschleichen des Nasensprays nötig. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, zum Beispiel das laufende Verdünnen oder das Wechseln auf eine Kinderdosierung.
Auch hier sind befeuchtende Mittel, hypertone Sprays oder Kortisonsprays eine wertvolle Unterstützung, um die Entzündung und Reizung im Nasenraum zu mildern und so den Bedarf für abschwellenden Spray zu mindern.
Anlaufstelle Apotheke
In der Apotheke können Sie sich umfangreich zum Thema Nasenspray beraten lassen. Gewisse Unterstützungsmassnahmen können hier direkt angeboten werden, für bestimmt Abklärungen braucht es hingegen einen Arzttermin.
Generell muss man mit ca. 2-4 Wochen rechnen, bis eine Entwöhnung erfolgreich über die Bühne gebracht werden kann. Bei bestimmten Krankheiten ist es zudem nötig, wiederholend oder langzeitig andere Medikamente einzusetzen, die jedoch keine Langzeitschäden bewirken.
Autor:
Florian Sarkar, Fachapotheker in Offizinpharmazie
Quellen:
Kirsten Lennecke:
Schleimhautabschwellende Nasentropfen – viel hilft viel? DAZ 2011, Nr. 39, S. 68, 29.09.2011